Allgemein Margrits Kolumne

Margrits Kolumne: Demokratische Rechte für Tiere?

Was Demokratie bedeutet, wissen vor allem diejenigen, die in einem nicht-demokratischen Land gelebt haben. Wo eine Hand alleine regiert, werden demokratische Rechte vom Tisch gewischt. Doch auch in einem Land mit demokratischen Grundrechten gelten diese Rechte nicht für Tiere. Das Tierschutzgesetz sollte die Haltungsbedingungen für unsere Mitgeschöpfe erträglicher machen. Aber was ist daraus geworden?

Nach wie vor gibt es die Massentierhaltung in schlimmster Form, Tiertransporte und Tierversuche mit schwerstem Belastungsgrad, Hirnversuche an Affen. Tiere haben nach wie vor kein Recht auf
Unversehrtheit. Laut dem Juristen Dr. Eisenhart von Loeper „haben Sklavenhaltung und Tyrannei in erschreckender Weise zugenommen“. Die faktische Straflosigkeit ist ungeheuerlich. Verstöße gegen das Tierschutzgesetz werden nicht mit Gefängnis, sondern mit der Zahlung  von geradezu lächerlichen Geldsummen geahndet.

Im Grundgesetz heißt es in Artikel 1: Die Würde des Menschen ist unantastbar.
Haben Tiere kein Recht auf Würde? Desmond Tutu, Friedensnobelpreisträger* des Jahres 1984,. schrieb: „Mein ganzes Leben lang kämpfe ich gegen Diskriminierung und Ungerechtigkeit, unabhängig davon, ob es sich um Schwarze, Frauen, Schwule oder Lesbierinnen handelt … Die Probleme des Missbrauchs der nicht menschlichen Tiere und der Gewalt gegen sie muss uns stärker bewusst werden … wenn die Opfer macht- und wehrlos sind und ihnen die Möglichkeit fehlt, ist an eine höhere Autorität zu appellieren.“

Immanuel Kant, Pionier des Grundgesetzes, hat vor 300 Jahren gesagt, dass die Vermeidung von Verletzungen der leidensfähigen Tiere „eine strenge Pflicht des Menschen gegen sich selbst“ sei. Ist das Recht auf Leben und auf Unversehrtheit allein den menschlichen Lebewesen vorbehalten? Die Zeit ist reif, um darüber in aller Öffentlichkeit zu diskutieren.

© Margrit Vollertsen-Diewerge 1. Mai 2024

*Anglikanischer Erzbischof von Kapstadt, aus: Die Würde des Tieres ist
unantastbar. Prof. Dr. Kurt Remele, S. 9.