Pressemitteilungen Stadttauben

14. September 2018: Offener Brief: Brieftaubenwesen darf kein Immaterielles Kulturerbe werden

Beringte Taube. Foto: Pixabay

Menschen für Tierrechte fordert Rücknahme der Bewerbung und Aufnahme des Tierschutzes in die Ethischen Prinzipien des Immateriellen Kulturerbes.

In einem Offenen Brief hat der Bundesverband Menschen für Tierrechte den Verband deutscher Brieftaubenzüchter aufgefordert, seine Bewerbung zur Auszeichnung des Brieftaubenwesens als Immaterielles Kulturerbe zurückzuziehen. Die aktuellen Proteste von Tierschutz- und Tierrechtsorganisationen zeigten zurecht, dass das Brieftaubenwesen die Einhaltung von Tierschutzrecht und Tierethik nicht garantiere. Der Tierschutz stehe seit 2002 in der deutschen und seit 2004 in der EU-Verfassung. Dies seien Grund und Verpflichtung, das Brieftaubenwesen tierschutzkonform zu praktizieren. Zudem setzt sich der Tierrechtsverband dafür ein, dass der Tierschutz in die Ethischen Prinzipien des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen wird.

Der Verband Deutscher Brieftaubenzüchter e.V. hatte sich 2017 erfolgreich für die Aufnahme des „Brieftaubenwesens“ in das Landes- sowie in das Bundesinventar des Immateriellen Kulturerbes beim Ministerium für Kultur und Wissenschaft (MKW) Nordrhein-Westfalen beworben (1). Die Auszeichnung im Landesinventar soll noch im September stattfinden. Das Land Nordrhein-Westfalen (NRW) nominierte das Brieftaubenwesen außerdem für eine Aufnahme in das bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes. Die Prüfung der Bewerbung erfolgt im Herbst 2018 durch ein Expertenkomitee bei der Deutschen UNESCO-Kommission. Seit dem Bekanntwerden protestieren Tierschutz- und Tierrechtsorganisationen gegen die Auszeichnung.

Brieftaubensport nicht tierschutzkonform
„Es ist inakzeptabel, das Brieftaubenwesen als Immaterielles Kulturerbes anzuerkennen. Denn die Liste der tierschutzrelevanten Kritikpunkte am sogenannten Brieftaubensport ist lang. Dazu zählen: Haltung in zu kleinen Schlägen, Überforderung der Tiere auf den Flügen, Doping, gewaltsames Trennen von Taubenpaaren zum Erzielen hoher Flugleistungen, Tötung leistungsschwacher Tiere. Wenn der Verband Deutscher Brieftaubenzüchter die Bewerbung als Immaterielles Kulturerbe zurücknimmt, kann er zeigen, dass er souverän handelt und die Gelegenheit nutzt, das Brieftaubenwesen neu und ethisch sauber auszurichten“, so Dr. Christiane Baumgartl-Simons, stellvertretende Vorsitzende von Menschen für Tierrechte.

Neuausrichtung unumgänglich
Der Bundesverband Menschen für Tierrechte ist der Auffassung, dass das Brieftaubenwesen erst dann für eine Auszeichnung als kulturelle Ausdrucksform in Betracht kommt, wenn tierschutzethische Normen in vollem Umfang die Grundlage seines Handelns bilden. Eine neue und zukunftsweisende Ausrichtung des Brieftaubenwesens sei aus gesellschaftspolitischen Gründen dringend erforderlich. Für diese Neuausrichtung sei es unumgänglich, dass der Züchterverband Qualitätsmanagementpläne und Monitoringsysteme zur Durchsetzung geltenden Tierschutzrechts und tierschutzethischer Normen für das Brieftaubenwesen einführe.

Kulturerbe: Tierschutz in die Ethischen Prinzipien aufnehmen
Der Tierrechtsverband hat sich zeitgleich an das Expertenkomitee „Immaterielles Kulturerbe“ der UNESCO-Kommission gewandt und Einwendungen gegen die Auszeichnung des Brieftaubenwesens vorgebracht. Gleichzeitig fordert er, dass der Tierschutz als 13. Beurteilungskriterium in die zwölf Ethischen Prinzipien im Umgang mit dem Immateriellen Kulturerbe aufgenommen wird.

(1) Schon im April hatte sich der Bundesverband Menschen für Tierrechte an das Ministerium für Kultur und Wissenschaft in Nordrhein-Westfalen gewandt und gefordert, der Nominierung nicht zu folgen. Doch die Einwendungen bleiben erfolglos.

Hier lesen Sie den Offenen Brief an den Verband Deutscher Brieftaubenzüchter e.V.

Hier lesen Sie den Brief an den Vizepräsidenten der Deutschen UNESCO-Kommission und des Expertenkomitees „Immaterielles Kulturerbe“

——————————————————————–

Pressestelle:
Christina Ledermann
Tel.: 0211/16345429
Mobil: 0179/450 46 80
E-Mail: ledermann@tierrechte.de

———————————————————————

Menschen für Tierrechte – Bundesverband der Tierversuchsgegner e.V.
Neue Geschäftsstelle: Mühlenstr. 7a, 40699 Erkrath
Tel: 0211 / 22 08 56 48, Internet: www.tierrechte.de

———————————————————————

Der Bundesverband Menschen für Tierrechte setzt sich seit seiner Gründung 1982 auf rechtlicher, politischer, wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Ebene für die Anerkennung elementarer Tierrechte ein und kämpft gegen jeglichen Missbrauch von Tieren. Das langfristige Ziel ist eine grundsätzliche Veränderung des Mensch-Tier-Verhältnisses. Dem Dachverband mit Hauptsitz in Erkrath (früher Aachen) sind über 60 Vereine sowie private Fördermitglieder angeschlossen. Seine Stärke liegt im Zusammenwirken von Seriosität, Fachwissen und Lobbyarbeit auf höchster politischer Ebene. Dazu verfolgt der Verband einen Masterplan zum Ausstieg aud dem Tierversuch und eine Agrarwende von der tierischen zur pflanzlichen Eiweißproduktion, um das Ende der „Nutztier“-Haltung zu erreichen. Darüber hinaus ernennt der Verband beispielsweise das „Ersatzverfahren bzw. Replace des Jahres“ sowie das: „Versuchstier des Jahres“, betreibt die Wissenschaftsplattform InVitro+Jobs für eine konsequente Förderung der tierversuchsfreien Forschung und setzt sich mit dem Projekt SATIS für eine humane Ausbildung ein. Weitere Arbeitsschwerpunkte sind die Etablierung der Tierschutz-Verbandsklage, eine tierlose bio-vegane Landwirtschaft sowie die Aufnahme von Tierrechten in die Lehrpläne von Schulen. Der Verband gibt viermal im Jahr das Magazin tierrechte heraus. Neben einem Themenschwerpunkt informiert die Zeitschrift Journalisten, Wissenschaftler, Politiker, Behörden und Verbandsmitglieder über aktuelle Entwicklungen in der politischen Tierrechtsarbeit. Zudem erscheint zweimal monatlich der Tierrechte Newsletter. Der Bundesverband Menschen für Tierrechte ist seit seiner Gründung als gemeinnützig und besonders förderungswürdig anerkannt. Beiträge und Spenden sind steuerlich absetzbar.