Margrits Kolumne

Margrits Kolumne: Kollegen im ESI

Im Ernst Strüngmann Institut Frankfurt (ESI) heißt es: „Tierversuche sind nach wie vor notwendig.“ Nach dieser Devise wird weiterhin an mindestens 43 Affen Hirnforschung betrieben.

„Durch die Abholzung der Wälder und den Klimawandel werden Begegnungen zwischen Mensch und Tier immer unvermeidlicher und immer häufiger. Das erfordert dringend neue Perspektiven auf Mensch-Tier-Interaktionen und die Kommunikation zwischen den Spezies,“ heißt es bei ESI.

Sind die Makaken und die Weißbüscheläffchen für die Abholzung der Wälder verantwortlich? Bietet die Mensch-Tier-Beziehung an diesem privaten Institut ganz neue Perspektiven? Man könnte es fast meinen, werden die Versuchstiere doch als die „am besten umsorgten Kollegen“ bezeichnet.

Bei so viel Wertschätzung fällt es den Primaten sicher leichter, die 10 bis 20 Jahre dauernden Quälereien zu überstehen, allerdings lassen ihnen ihre Kollegen wohl kaum eine andere Wahl. Vielleicht zeigt man ihnen als Motivation auch den über 30 Mal durchlöcherten Schädel von Jara nach dem Motto „Was Jara aushalten konnte, kannst du auch.“?

Am Institut für Neurophysiologie der Charité Berlin wurden an dem bei einer OP entfernten Gewebe
der Großhirnrinde völlig neue Erkenntnisse gewonnen. In einer Pressemitteilung der Charité vom 18.04.2024 heißt es: „Gedanken fließen in eine Richtung statt in Schleifen“. Das steht in krassem Gegensatz zu den bisherigen Erkenntnissen bei Mäusen, deren Gehirn in Schleifen fließt.

Die innovative, auf den Menschen bezogene Forschung stellt die Ergebnisse jahrzehntelanger Tierversuche völlig auf den Kopf. Es ist erschreckend, wie lange die Erkenntnisse beim Tier ohne Skrupel auf den Menschen übertragen werden. Der Satz „Tierversuche sind nach wie vor notwendig“ ist falsch. Wer sorgt dafür, dass er gestrichen wird?

© Margrit Vollertsen-Diewerge 1. Juli 2024