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Straßenhunde in der Türkei: Appellieren Sie an das türkische Verfassungsgericht

Im Juli 2024 trat in der Türkei ein umstrittenes Gesetz in Kraft, das die Tötung von Straßentieren unter bestimmten Umständen ermöglicht. In der Türkei gibt es schätzungsweise vier Millionen Straßenhunde, denen nur rund 300 Tierheime mit einer Gesamtkapazität von etwa 100.000 Plätzen gegenüberstehen. Das Gesetz fordert, alle Straßentiere in Tierheimen unterzubringen und erlaubt die Tötung von kranken und aggressiven Straßentieren.

Da die Definitionen für „krank“ oder „aggressiv“ vage sind, gibt es ein erhebliches Missbrauchs-Risiko, zumal die Gemeinden weder Platz noch Geld haben, um alle Tiere aufzunehmen. In mehreren türkischen Gemeinden sollen, nach Angaben türkischer Tierschüter:innen, bereits massenhaft Straßentiere getötet worden sein. Die die größte Oppositionspartei, die Cumhuriyet Halk Partisi (CHP), hat am 15. August 2024 eine Klage beim Verfassungsgericht eingereicht, um das neue Gesetz anzufechten. Dies eröffnet eine Chance, die befürchteten Massentötungen noch zu verhindern.

Appellieren Sie an das türkische Verfassungsgericht

  • Senden Sie einen Brief an das türkische Verfassungsgericht:
    ´Wir haben einen Musterbrief an das Verfassungsgericht auf türkisch für Sie vorbereitet. Darin fordern wir, das Gesetz kritisch zu überprüfen und stattdessen tierfreundliche Lösungen wie Kastrations- und Pflegeprogramme zu fördern. Unterstützen Sie die Klage der CHP, indem Sie unseren Musterbrief verwenden und ihn in türkischer Sprache per E-Mail an das Verfassungsgericht senden (E-Mail: bilgi@anayasa.gov.tr).
  • Teilen Sie unsere Aktion:
    Verbreiten Sie die Informationen in sozialen Netzwerken, um noch mehr Menschen zu erreichen und Druck auf die Entscheidungsträger auszuüben.



Unsere Forderungen in Kürze:

  • Einführung von Kastrationsprogrammen (CVNR):
    Diese Methode, die das Fangen, Impfen, Kastrieren und Zurücksetzen der Tiere umfasst, ist eine bewährte und humane Lösung, die langfristig und tierschutzgerecht ist.
  • Transparenz und Kontrolle:
    Alle Maßnahmen, insbesondere in Tierheimen, müssen transparent durchgeführt und streng kontrolliert werden. Dies umfasst die Installation von Überwachungskameras, regelmäßige Inspektionen durch unabhängige Stellen und die Veröffentlichung von Berichten über die Zustände in den Heimen.
  • Verbesserte Ausstattung und Finanzierung der Tierheime:
    Mit nur etwa 100.000 Tierheimplätzen für vier Millionen Straßenhunde ist die aktuelle Kapazität unzureichend. Es bedarf einer erheblichen Verbesserung der Infrastruktur und einer Erhöhung der finanziellen Mittel, um eine angemessene Versorgung der Tiere sicherzustellen.
  • Überführung an Tierschutzorganisationen:
    Straßenhunde sollten, wenn möglich, an spezialisierte Tierschutzorganisationen übergeben werden, um ihre Chancen auf eine Adoption zu erhöhen.

Erfolgreiche Kastrationsprogramme in Istanbul
In Istanbul, einer der 81 türkischen Provinzen, wurden seit 2019 mehrere Kastrationsprogramme durchgeführt, bei denen über 168.000 Hunde kastriert wurden. Zusätzlich wurde die İBB SemtPati-App eingeführt, um die Vermittlung von Straßenhunden zu erleichtern.

Die Zahl der Kastrationen könnte erheblich gesteigert werden, wenn alle verfügbaren Ressourcen optimal genutzt würden. In der Türkei gibt es 1.393 Stadt- und Gemeindeverwaltungen. Wenn jede dieser Verwaltungen täglich 11 Kastrationen durchführt, ergibt das folgende Rechnung:

  • 11 Kastrationen/Tag x 1.393 Verwaltungen = 15.323 Kastrationen/Tag
  • 15.323 Kastrationen/Tag x 264 Arbeitstage/Jahr = 4.046.472 Kastrationen/Jahr

Dies zeigt, dass durch eine systematische und koordinierte Aktion jährlich etwa 4 Millionen Kastrationen möglich wären. Eine solche Maßnahme könnte einen entscheidenden Beitrag zur Reduzierung der Streunerpopulation leisten.